Nach einiger Zeit hat es heute geklappt: Ich habe die Prüfung zum Certified SolidWorks Professional (CSWP) geschafft – als erster Vollzeit-Journalist weltweit, genau wie letztes Jahr die kleinere CSWA (Certified SolidWorks Associate)-Prüfung.
Wie jedes Jahr war SolidWorks nicht geizig mit seinen Presseinladungen und lud über 130 Journalisten aus aller Welt u seiner Anwenderkonferenz, diesmal nach San Diego. Mit fast 6.000 Teilnehmern konnte CEO Bertrand Sicot einen neuen Teilnehmerrekord vermelden – allerdings muss man wissen, dass das Unternehmen zu diesem Event einen Großteil seiner Mitarbeiter weltweit zusammenzieht und auch die Reseller zahlreich vor Ort vertreten sind. Etwa 3.000 Anwender an einem Ort ist aber auch nicht zu verachten. Ich muss zugeben, dass ich mich um das Kapitel „Zeichnungsableitung“ gedrückt habe. Das war mir doch zu trocken und ich muss ja nicht damit arbeiten. Aber ich habe mich letzten Freitag an die CSWA-Prüfung gewagt – und es geschafft. Ich war etwas schweigsam die letzten Tage, weil das weitere Bearbeiten des Modells doch immer mehr Fehler zutage hat treten lassen, die ich am Beginn gemacht habe. Es ist in diesem Zusammenhang wirklich imponierend, wie einfach es ist, etwas zu ändern – Rechtsklick auf ein Feature, „Feature bearbeiten“ und man ist im selben Dialog, mit dem man das Feature erstellt hat. Und hat dort alle Möglichkeiten, die man zu Beginn hatte, etwas zu ändern. Gleichzeitig zeigt sich, wie erbarmungslos wichtig es ist, Modelle klar und strukturiert aufzubauen. Hui, jetzt hat’s geknackt… Ich habe gestern Abend noch versucht, die Lagerbohrungen durch das Gehäuse zu schießen, das klappte aber überhaupt nicht. Zum Glück kenne ich ja den Autor und habe ihm das Modell geschickt mit der Bitte um Hilfe. Das Problem ist ja, dass man eine Skizze, die irgendein Problem hat, nicht austragen kann. Ich war mir also sicher, dass ich soweit alles richtig gemacht hatte. Die Skizze für die Bohrungen ist supereinfach – zwei bemaßte Kreise – so dass es an dieser auch nicht liegen konnte. Trotzdem ließen sich die Bohrungen nicht extrudieren. Mehr über CSWA-Projekt 5: Gegenseitige Hilfe …bin ich zwar noch nicht, aber stolzer Besitzer des Beginns zu einem Getriebegehäuse. Dem Modellieren eines Stirnradgetriebes widmet sich der Hauptteil des Vogelschen Buches. Ich bin begeistert, wie flott die Arbeit inzwischen von der Hand geht. Wie ich merke, setzt Harald mit der Zeit immer mehr voraus, sagt also nur noch: „Definieren Sie eine Referenzebene und zeichnen Sie ein Viereck mit 205 x 99mm“, statt jeden Schritt und die Bedingungen, die zu vergeben sind, zu beschreiben. Ich versuche zudem, jeden Schritt erst einmal ohne Lesen zu machen, erst wenn etwas klappt – oder auch wenn es danebengeht – lese ich den entsprechenden Absatz. So langsam habe ich das Gefühl, dass ich auch eigene Modelle erstellen kann. Natürlich fehlt noch einiges, aber so tief war ich noch nie im Thema. Harald hat immer wieder recht seltsame Ideen, wo er seine Beispielmodelle herbekommt. Heute wird – neben einem Tetraeder – ein Trigon (Wikipedia sagt: ein Rhomboederstumpf) erzeugt, das auf dem Stich Melencolia I von Albrecht Dürer auftaucht (Tipp: Den zugehörigen Wikipedia-Artikel lesen! ). Das Gebilde ist so etwas Ähnliches wie ein Quader, allerdings mit ungewöhnlichen Winkeln. Wenn es fertig ist, hat es die seltsame Eigenschaft, aus jedem Blickwinkel anders auszusehen. Jetzt kommt’s dicke mit Referenzebenen. Zweites Objekt, das auf meinem Rechner entsteht: ein Bohrprisma. Skizzen und Beziehungen werden sehr schön erklärt. Harald achtet sehr darauf, dass der Featurebaum und damit der Aufbau des Modells und der Abhängigkeiten logisch und einfach bleiben. Dass dies eine wichtige Methodik ist, habe ich schon oft gehört, aber es hier selbst zu erleben, ist schon interessant. Da kommt jetzt auch eine Sache ins Spiel, die ich bisher nur in Grundzügen verstanden habe: Man muss immer erst eine Ebene definieren, auf der man dann eine Skizze anbringt und diese extrudiert/abzieht. Klingt trivial, war aber immer wieder der Punkt, an dem ich beim „Eigenstudium“, als beim Rumprobieren, gescheitert bin. Es erfordert eben doch einiges an Hineindenken, wenn man ein Modell vernünftig aufbauen möchte. Harald beginnt in seinem Buch damit, die Benutzeroberfläche von SolidWorks, die ja seit der Version 2009 mit Ribbons arbeitet, zurückzubauen zu einer Oberfläche mit Buttonleisten. Ich lasse dieses Kapitel aus, ich arbeite sehr gerne mit Ribbons. Die ersten Konstruktionsversuche – eine Schraube mit Sechskantkopf – gehen schnell von der Hand, ich habe ja doch schon einige grundlegende Erfahrungen mit der Modellierung gemacht. Trotzdem ist die Übung sinnvoll, da ich jetzt merke, warum ich mit den SpaceMäusen immer wieder Probleme hatte: Wenn man ein 3D-Modell als Drahtmodell oder eine Skizze mit mehreren Ebenen auf dem Schirm hat, basteln sich Auge und Gehirn eine dreidimensionale Neben der Hard- und Software brauchte ich jetzt noch jemanden, der mir die Bedienung beibringt. Zum Glück habe ich einen Freund, der das kann und auch noch Bücher darüber schreibt, Harald Vogel. Wie zufällig erscheinen seine Bücher auch noch im Hanser Verlag, so dass ich schnell mit der passenden Literatur ausgestattet war: Konstruieren mit SolidWorks |
||
Copyright © 1996-2019 Ralf Steck – Die Textwerkstatt - All Rights Reserved - Anmelden Powered by WordPress & Atahualpa |